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Libellenmoment III – Wenn die Ruhe zur Flucht antreibt

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Libellen zeichnen das Leben, egal ob gut oder schlecht.
Die Libellen haften in deinem Geist, flattern wild umher, verursachen Unruhe, manche beflügeln, andere zerstören etwas in dir …

Zuhause ankommen. Es ist immer, als würde ich in meinem Leben auf Reset drücken. Als wären die letzten Jahre mit einem Mal nicht dagewesen. Als wenn ich nie von Zuhause abgehauen wäre. Auf einmal bin ich wieder das kleine Kind, das bevormundet wird. Die nicht verstandene Jugendliche, die gegen bestehende Mauern anläuft. Die Rebellin mit den ganzen dummen Flausen im Kopf.

Zuhause sein – hier erfüllt mich diese unerklärliche Geborgenheit. Obwohl ich hier nicht mehr Zuhause bin, fühle ich dieses Urvertrauen. Es ist diese kleine Welt, in der man jeden einzelnen Zentimeter kennt. Wo jeder Ort – jede Ecke eine Erinnerung birgt. Wo die trostlose Weite, die mich umgibt, die Kreativität fördert.
Die Einengung des eigenen Selbst erzeugt Welten, die ich sonst nie kennengelernt hätte.
Hier habe ich abgefangen zu schreiben. Zu fotografieren. Zu träumen. Zu sein. Hier habe ich mich gefunden. Und mich viele Male verloren.

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Zuhause leben – ein ständiger Gedanke pulsiert in mir: Ich muss hier weg!
Es ist der gleiche Impuls, der mich schon in meiner Jugend erfüllte.
Ich sehe die triste Schönheit um mich herum, die mich berührt und mir ein Gefühl von Zuhause vermittelt. Etwas nach dem ich mich sogar oftmals sehne. Dennoch will ich hier weg. Drei Tage – länger schaffe ich es nicht.
Es ist ein Widerspruch. So war es immer & so wird es wahrscheinlich auch immer sein. Dieser Ort hat etwas an sich, dass mich beflügelt und zerstört. Diese Weite engt mich ein, raubt mir die Luft. Es ist, als wäre sie ein Käfig, während ich mich in der Enge der Stadt frei fühle. In der Anonymität ich selbst sein kann.
Drei Tage sind es maximal, dann wird es ruhig in mir und ich muss weiter, kann nicht verharren. Ich muss tätig werden. Reisen, die Welt sehen, neue Orte entdecken. Schreiben, kreativ sein, laufen, rennen, soweit mich meine Füße tragen. Hauptsache weg von diesem Ort, der mich mit seiner Ruhe zerfrisst.

Mühlenbach